Yin Yoga
Der Begriff Yin Yoga ist entstanden, um diese ruhige und sanfte Yogapraxis von den dynamisch-kraftvollen Vinyasa Yogastilen abzugrenzen. International bekannt wurde Yin Yoga in den 1980er Jahren durch den Amerikaner Paul Grilley. Beim Yin Yoga verbindet sich traditionelles Yogawissen mit Konzepten des Chinesischen Taoismus und neuesten Erkenntnissen der westlichen Wissenschaft über die Anatomie und Funktionsweise des Körpers (u. a. Faszienforschung, Neuroplastizität).
Die Philosophie des Taoismus basiert auf Beobachtungen der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten, wie Tag und Nacht oder Ebbe und Flut. Alle Phänomene auf der Welt besitzen einen Pol und einen Gegenpol und sind untrennbar miteinander verbunden. Yin und Yang sind Synonyme für die polaren Kräfte, die im Rahmen eines dynamischen Wandlungsprozesses stets nach Ausgleich streben. Die Yin Energie repräsentiert die dunkle, passive, unbewegte und innere Kraft - die Yang Energie die helle, aktive, bewegliche und äußere Kraft. Auch der Mensch, als Teil der Natur, lässt sich vor diesem Hintergrund betrachten. Die Energie in unserm Körper fließt frei, wenn die Kräfte Yin und Yang in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.
Auf der körperlichen Ebene wirkt Yin Yoga vorwiegend auf unsere Knochen und Gelenke. Da diese Gewebestrukturen auf Stimulation träger als unsere Muskulatur reagieren, steht beim Yin Yoga auch die Hingabe im Vordergrund. Die Positionen werden langsam eingenommen und einige Minuten gehalten. Auch das Auflösen (Herausgehen) aus einer Position wird achtsam und in Ruhe ausgeführt. Diese Achtsamkeit bei der Ausführung verfeinert zudem unsere Körperwahrnehmung und unser Gespür für das, was uns gut tut. Mit zunehmender Praxis können unsere Gelenke sich (wieder-) öffnen und beweglich werden. Bewegungseinschränkungen durch Verspannungen oder Verletzungen im Fasziengewebe (Bindegewebe) können sich auflösen. Auf der energetischen Ebene werden Meridiane (Energieleitbahnen) gezielt stimuliert, um den Energiefluss im Körper anzuregen und zu harmonisieren.